Schwarze und Partner Landschaftsarchitekten mbB

Elfrather See - Krefeld

 

AUSGANGSSITUATION   Die Planung des Schulhofes dieser internationalen Schule in der luxemburgischen Stadt Differdange, die bereits 2020 begann, war gleich in mehrfacher Hinsicht einzigartig sowie herausfordernd. Ein Grund dafür ist die komplexe Schulform, einer Ganztags-Gesamtschule, bei der Kindergarten, Grundschule und Klassen der höheren Sekundarstufe unter einem Dach miteinander vereint sind.

Kinder unterschiedlichen Alters lernen anders, bewegen sich anderes, haben unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse und stellen dadurch ebenso unterschiedliche Anforderungen an die Freiräume in denen Sie sich aufhalten. Im Unterschied zu den meisten anderen Freianlagen entsteht durch die scharf umgrenzte Form und Größe der Schulhoffläche sowie durch den hohen Nutzungsdruck, der zu Stoßzeiten auf der Anlage lastet, ein hohes Anforderungsniveau, dem bei der Planung der Anlage Rechenschaft getragen werden muss.

GEBÄUDESITUATION Die bauliche Struktur der Schule setzt sich im Grundriss betrachtet, aus zwei quadratischen Teilelementen zusammen, dem Schulgebäude selbst und dem Schulhofbereich, der wie kreisförmig ausgestochen in einer der beiden quadratischen Grundform liegt. Die den kreisrunden Schulhof umrandenden Gebäudestrukturen gliedern sich in zwei verschiedene Ebenen, eine untere und eine obere.  

Die untere Ebene folgt dem tieferliegenden Geländeniveau des Schulhofs und bildet den Übergangsbereich zwischen Freianlage und Gebäudestruktur. Bedingt durch die Lage des Grundstücks, an einem leichten Hang, verläuft diese mit einer geringen Steigung. Die obere Ebene erstreckt sich emporenartig einmal um den Hof herum und ist durch ein rotes Stahlgeländer, dass den Charakter der Fassadenverkleidung aufnimmt, von diesem abgetrennt. Über eine breite Treppenanlage, die durch den Einschub von höheren Sitzstufen auch als Aufenthaltsraum genutzt werden kann, sind die beiden Ebenen miteinander verbunden. 

GESTALTERISCHE HERAUSFORDERUNG   Die gestalterische Herausforderung bei der Planung des Schulhofes lag vor allem darin, die starken baulich vordefinierten Formen aufzugreifen und in eine ganz eigene und unverkennbare Formsprache zu übersetzten. Bauseitige Vorgabe war, dass der Schulhof einen Naturspielplatzcharakter haben, gleichzeitig aber auch dem eingangs erwähnten Nutzungsdruck während der Stoßzeiten in den Pausen standhalten sollte.

PROJEKTBESCHREIBUNG   Die kreisrunde Grundform des Spielplatzes wird durch organisch ineinander verwundene Formen parzelliert, die zugleich verschiedene Spielbereiche definieren. Diese unterscheiden sich neben den zum Einsatz kommenden natürlichen Fallschutzmaterialien wie Perlkies, Sand, Holz-Hackschnitzeln und gewachsenem Boden, auch in den jeweiligen Spielangeboten und -funktionen wie Klettern, Matschen, Fang- und Rollenspielen.

Die eingangs bereits erwähnte, leichte Schräglage der Schulhofebene (ca. 4%) und die sich dadurch ergebenen Höhenunterschiede, werden größtenteils durch den Einsatz abgetreppter Mauern aus Natursteinblöcken abgefangen und kompensiert. Gleichzeitig unterstreichen diese gestalterisch die geschwungenen Formelemente aus denen sich der Schulhof zusammensetzt und erfüllen neben ihrer technischen Funktion auch eine spielerische. So dienen diese nicht nur dem Klettern oder dem Aufenthalt, sondern durch die Herstellung schmaler Gerinne im Bereich der Mauerkronen, auch dem Wasserspiel. Erweitert wird dieses Angebot durch weitere Rinnen, eine Kurbelpumpe mit angeschlossenem Auffangbecken und Kugelventil zum Ablassen des angestauten Wassers, sowie zwei Matschtischen, die über eine weitere, bodengebundene Rinnenfolge, im Übergangsbereich zu einer Sandfläche, angeschlossen sind.

 

Mittig durch die Anlage verläuft ein geschwungener Weg aus einer epoxitharzgebundenen Kiesoberfläche, der die verschiedenen Spielbereiche miteinander verbindet und gleichzeitig auch der Erschließung des rückwärtigen Schultors dient. Das gebundene Belagsmaterial wurde gewählt, weil es durch den verwendeten Kies ein natürliche Anmutung hat, zugleich aber auch dem hohen Nutzungsdruck während der Pausen standhält. Der Weg ist von der Höhenabwicklung so konzeptioniert, dass insbesondere mobilitätseingeschränkte Kinder, die an die Nutzung eines Rollstuhles gebunden sind, diesen problemlos befahren können, um am Spielgeschehen teilzuhaben. 

Ein Highlight der Anlage ist ein ca. 7 m hoher Holz-Spielturm mit insgesamt drei verschiedenen Spielebenen. Auf der untersten Ebene befindet sich ein großes Liegenetz, auf dem Kinder in kleineren Gruppen zusammenkommen können. Über mehrere Aufstiege kann die darüberliegende Ebene erklettert werden. Zwei angeschlossene Kletterseile und eine Rutschstange ermöglichen einen schnellen Ausstieg und fördern zugleich ein interaktives Spielgeschehen zwischen Schulhoffläche und Turm. Die oberste Ebene kann durch eine Sprossenleiter erreicht werden. Von hier aus bietet sich ein Ausblick über die gesamte Anlage. Eine Besonderheit ist der Röhrendurchgang, über den der Turm mit der der oberen umlaufenden Ebene der Gebäudestruktur verbunden ist. Der Spielturm dient somit nicht nur eine dem Spiel sondern gleichzeitig auch der Erschließung. Eine Röhrenrutsche komplettiert das Angebot und verbindet die oberste Turmebene direkt mit dem Schulhof.

Weiter westlich fügt sich auf einer nierenförmigen Hackschnitzelfläche eine reich verzweigte Kletterstruktur aus runden Lärchenstämmen in den Schulhofbereich ein. Kombiniert mit verschieden großen Kletter- und Liegenetzen, können Kinder selbstbestimmt solche Pfade wählen, die in ihrem Schwierigkeitsgrad den eigenen Fähigkeiten entsprechen. Auf diese Weise wird spielerisch vermittelt verschiedene Risikoniveaus abzuschätzen.

Zwischen den verschiedenen Spielbereichen gelegene Pflanzflächen unterschiedlichster Strukturierung, bieten den Kindern durch das Spiel und die Handhabung von Blättern und anderen Pflanzenteilen die Möglichkeit, Flora und Fauna zu erkunden mit dem im Unterricht gewonnene Wissen zu verknüpfen. Bepflanzt mit robusten Stauden, Gräsern und Gehölzen werden diese Flächen mit der Zeit den gestalterischen Charakter der Anlage verändern und auch prägen.

Ziel bei der Konzeptionierung des Spielangebotes war, dass alle verwendeten Elemente nie als Einbahnstraße funktionieren, sondern sich stets als Station in eine selbst wählbaren Pfad einbauen lassen. Das durch die Gestaltung und Form der Anlage vordefinierte Narrativ lässt sich so von den Kindern zu einer ganz individuellen Spielgeschichte zusammensetzten und erleben.

Überdies sollte auch die Interaktion der Kinder eine entscheidende Rolle spielen, da diese bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen von besonderer Bedeutung ist. Im Bereich der Wasserspeilanlage muss z.B. ein Kind pumpen damit an anderer Stelle genügend Wasser zum Matschspiel vorhanden ist. An wieder anderer Stelle können Kinder über längere Strecke an zwei Hörern eines Röhrentelefons miteinander reden und Absprachen treffen. Größere Bereiche zum Sitzen und zum Aufenthalt in Gruppen, bieten die Möglichkeit, neben dem Unterricht mit anderen in Kontakt zu treten und einander kennen zu lernen.

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